Regine

Wie kam ich nach La Libellule.. wie so oft im Leben, spielt der Zufall eine Rolle.

 

Ende April 2013 besuchte ich mit einer Schweizer Freundin und deren Freundin, die im Burgund seit 3 Wochen ein Haus hatte, La Libellule.. auf die Terrasse tretend, war es um mich geschehen.. mich hielt sofort der Zauber des Gartens umfangen, und ganz impulsiv holte ich eine Visitenkarte aus meiner Tasche und überreichte diese Silvana mit den Worten, wenn Du einmal Hilfe brauchst, melde Dich. Wie sie mir später gestand, schaute sie auf meine Ballerinas und fragte Barbara, kann die „feine Dame“ überhaupt sich schmutzig machen. Worauf diese meinte, sie kennt mich nicht so genau, aber in ihrem Garten hätte ich kräftig mit angepackt.

 

 

Und siehe da, im November 2014 kam eine Email.. Hilfe..ich hatte schon gar nicht mehr daran geglaubt.. Silvana suchte fürs kommende Jahr Helfer. Umgehend hatte ich geantwortet. Ich befand mich persönlich in einer Sinnkrise und hatte das Gefühl, ich muss mit meinen Händen arbeiten. Gesagt, getan, wir fixierten den März/April und August bis Oktober 2015.

Ende Feber 2015 fuhr ich mit dem Zug von Klagenfurt nach Baden im Aargau, Halt machend bei einer Freundin. Ich war sehr aufgeregt, nicht wissend, was auf mich zukommt.. bin ich der Aufgabe gewachsen.. keine Ahnung von Gartenarbeit.. wohl wissend, ich kann zupacken und bin mir für keine Arbeit zu schade.

Für mich begannen aufregende und ereignisreiche Wochen. Ich habe Arbeiten verrichtet, von denen ich nicht geglaubt hätte, dass ich sie schaffe. Gleich in den ersten 2 Tagen, die erste grosse Herausforderung.. Silvana hatte in ihrem Teich eine Nutria und diese galt es auf irgendeine Art und Weise einzufangen.. die glorreiche Idee, einen Käfig an ihrem Bau anzusetzen.. ab in die Gummistiefel und samt Käfig zum Bau, aber die  Nutria auf und davon zum gegenüberliegenden Ende des Teiches und ab in ein Rohr.. sie hat aber nicht mit uns gerechnet.. flugs aussen nach, den Käfig angesetzt und dann hiess es abwarten.. am Abend um 17.45h fiel die Klappe..  einen riesen Waschel hatten wir da im Käfig .. wir haben ihr an der Seille die Freiheit zurückgegeben.. Ja.. eine „irre Tat“, fern ab meiner Vorstellungen. Ich weiss nicht, wieviel Maulwurfshügel ich anfangs abgetragen habe.. 100?!.., sehr schwere feuchte Erde.. seitdem ist mein Verhältnis zu den Maulwürfen ein wenig gestört.

Und dann die endlosen Kieswege, die von Unkraut befreit und begradigt werden mussten.. das geht schon ins Kreuz, aber dank meiner guten Kondition, habe ich auch diese Arbeit gut bewältigen können. Zaun ziehen am Hühnerareal, das geht schon schön in die Hände..mit Begeisterung mochte ich das Feuer an der Feuerstelle entfachen, auch wenn ich dabei angesengte Haare lassen musste.

Eine weitere grosse Leidenschaft habe ich mit unendlicher Begeisterung entwickelt, Steine klauben, womit wir die Beete eingefasst hatten, um die alten vermoderten Einfassungen zu ersetzen. Bei jeder Autofahrt habe ich einen starren Blick bekommen und nur geschaut, wo welche zu „ergattern“ sind.. oh, ja, das war lustig, nicht immer für Silvana.. 

Aber ich glaube, die grösste Herausforderung ist, in solchen arbeitsintensiven Wochen, mit einem Menschen, einer Person auf engstem Raum zu leben und auskommen zu müssen.. und ich muss Silvana, „meinem Boss“ Hochachtung aussprechen, dass es so gut mit uns geklappt hat. Wir sind beide Skorpione, aber wir haben uns immer ergänzt. Eine grosse Eigenschaft, sie kann zuhören, sie macht Mut, sie fängt auf .. sie weiss, wann der andere sich zurückziehen möchte.. vieles wurde mit Humor genommen.. wir haben zusammen gekocht, Ausflüge gemacht.. Spiele gespielt.. Brändi Dog oder Rommé.. sie hat mich mit interessanten Menschen zusammengebracht.. keine Sekunde möchte ich missen.. und ich bin stolz, dass ich alles geschafft habe.. manchmal stand mir meine Perfektion im Wege, aber die „mahnende“ Stimme Silvanas, liess mich Schranken erkennen.. die Zeit verging wie im Fluge.. ich habe für mich persönlich viel mitgenommen, denn gerade das Unkraut zupfen war für mich meditative Arbeit.. ich habe gespürt, was ich weiter mit meinem Leben anfangen werde.. und mit innerlicher Begeisterung auf die Herbstmonate geschaut.. Die Vegetation ist eine andere als im März/April.. die Natur hat sich ganz anders dargeboten.. voll in den Farben und ihrer Pracht.. die Arbeit bleibt in etwa die Gleiche.. Beete müssen geputzt werden, die Brombeersträucher zurück geschnitten werden, eine sehr mühselige und stupfige Angelegenheit, aber „wahrer Meister“ war ich bei den Kieswegen, sie haben bei mir wie „Autobahnen“ ausgeschaut. Auch wenn ich zum Schluss kaum mehr die Finger abbiegen konnte, mir sogar einen Sprunddaumen eingehandelt hatte, war es für mich eine erfüllte Zeit, und ich habe für mich „mein Paradies“ gefunden, und ich sage.. danke.. Silvana, dass ich Dir helfen und da sein durfte. Unsere intensiven Gespräche und Diskussionen, es war für mich eine Bereicherung. Du bist mir in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen.. ich glaube auch, dass ich Dir einiges geben konnte..

Ich kam wieder vom 15.5.-22.7.2015.. wieder eine andere Jahreszeit.. aber immer noch mit der derselben Begeisterung, denn ich war ja in meinem Paradies.. aber am 24. auf den 25 Juni brach ein Unwetter über uns herein, mit so einer Gewalt und einem Inferno am Himmel, welches ich in meinem Leben noch nie gesehen hatte.. in dieser Nacht hatte „mein Paradies“ einen Knacks bekommen und uns vor Augen geführt, dass es nur Minuten braucht, dass alles vorbei sein kann.. wir haben erst am nächsten Morgen das ganze Ausmass der Schäden gesehen..  gerade dies hat mir vor Augen geführt, wo ich hier sein darf. Man fragt sich auch, wenn ich im Regen mit Pellerine am Kiesweg hocke und Unkraut zupfe, was mache ich eigentlich hier? Nein.. man wird reich entschädigt.. Ja, La Libellule ist zu dem Ort geworden, den Silvana sich erträumt, erhofft hat.. man spürt ihre „Seele“.. Sie gibt weiter und man saugt es auf mit allen Kräften, und ich hoffe für Sie, dass Sie sich weiterhin diesen Flecken Erde erhält und der „gute Geist“ bleibt..

In dieser Zeit ging auch einer meiner grossen Wünsche in Erfüllung.. wir fuhren, Barbara, Silvana und ich für 5 Tage in die Provence zur Lavendelblüte.. eine schöne Zeit mit vielen unvergesslichen Eindrücken, aber La Libellule bleibt für immer unvergessen.. Silvana, Chapeau, was Du mit La Libellule geschaffen hast.. ich kann nur immer wieder danke.. danke.. sagen.. bleibe mir gewogen.. ich komme wieder..