· 

Lebensgemeinschaft Schloss Blumenthal

Auf der Homepage der Blumenthaler heisst es:

Am 6.11.2006 haben acht Familien gemeinsam mit 50 % Eigenkapital das Anwesen Schloss Blumenthal erworben. Die Familien gründeten die Schloss Blumenthal GmbH & Co. KG und begannen bereits seit 1.3.2007 das Gasthaus zu betreiben.

Heute sind wir auf 43 Erwachsene und 18 Kinder angewachsen und führen neben dem Gasthaus einen Seminarbetrieb und ein Hotel als unsere ökonomische Basis.

 

Wir, Daya und ich, wollten diese Gemeinschaft kennenlernen und machten uns am letzten Juni-Wochenende auf, Richtung Augsburg. Wir verbrachten zwei Nächte im Hotel von Schloss Blumenthal. So hatten wir wirklich gut Zeit und Muse, um in diesen Ort hineinzuspüren! 

 

Schloss Blumenthal gehört zu Aichach, was ca. 1 Autostunde westlich von München ist. Am Samstag gab es einen recht inhaltsvollen Infotag, der mit einer Führung durch das ganze Anwesen begann. Nach einem leckeren Mittagessen im Biergarten erfuhren wir von diversen Mitgliedern viele Fakten und Wissenswertes. Wir mussten aber auch leider feststellen, dass zur Zeit keine Wohneinheit frei ist und dass für die notwendigen Annäherungsschritte - zum Beispiel Helfereinsätze - auch keine freien Kapazitäten bestehen. Ich habe mich nun also mal auf die Warteliste setzen lassen. Es wäre eh erst im Oktober. 

 

 

Vorläufige Quintessenz für mich: Schloss Blumenthal ist ein Traum! Die Gebäude haben Charakter und fügen sich in das ganze super ein. Die Parks innen und aussen sind herrlich schön. Es herrscht eine ausgewogene Mischung von Kultur- und Naturpflanzen. Die nähere Umgebung ist Bio und scheint weit und wenig bevölkert. Trotzdem hat es eine Grossstadt wie München in Reichweite (1 Stunde), oder mittelgrosse wie Augsburg recht nahe. Es ist nicht zu weit weg vom Bodensee und der Schweiz, nämlich 3 Stunden. Sie sind ein Verein und haben die üblichen Tools zur Konfliktbeilegung oder Entscheidungsfindung, holen sich auch Spezialisten für diese Prozesse heran. Sie bieten über längere Zeit gesehen, viel "Ausbau-Potential". Das heisst, es wird irgendwann mehr Wohnräume geben. Ausserdem haben sie ein Vorkaufsrecht auf umliegende Acker. Was mich beeindruckt hat, ist, dass sie das Altersthema ernst nehmen. Sie planen eine barrierefreie Wohneinheit und haben einen Arbeitskreis gegründet, der sich Alters-Vision nennt. Es gibt also keine ausdrücklich obere Altersgrenze für den Eintritt in die Gemeinschaft, wie es zum Beispiel bei der Lebensgemeinschaft Sulzbrunn der Fall ist. Auch die Frage nach Haustieren wurde nicht gleich verneint. Es wird individuell geschaut und je nach dem in welches Haus man einziehen würde passt es dann oder eben nicht. Alles in allem scheinen sie mir doch recht flexibel. 

 

Das Hotel und Restaurant mit Biergarten

Das Hotel ist absolut zauberhaft. Scheinbar hat jeder aus der Gemeinschaft ein Zimmer dekorieren bzw. das Thema geben dürfen. Ich hab im Lavendelzimmer geschlafen, in einem sehr bequemen Bett, mit toller Aussicht auf den stillen Teil des Parkes, der quasi ausserhalb der "Mauern" liegt. Von Dayas Zimmer aus sah man in den Hofbereich mit den Laternen. 

Sogar das Treppenhaus war schön hergerichtet. Das Feudale ist zwar überall zu sehen und zu spüren. Und dennoch haben die Künstler es geschafft, dem Ganzen einen tollen Touch von Vintage und kunstvoll Verspieltem zu verpassen. 

Eine Wucht fand ich auch den Aufenthalts-/Frühstücksraum. Der lange Tisch in der Mitte, die feinen Nischen drum herum. Einfach einladend, gemütlich und auch unkonventionell. Das Wetter war allerdings so schön, dass wir das Frühstück draussen auf der Terrasse, mit Blick in den stillen Park, eingenommen haben.

 

Der Biergarten ist sehr gross. Meine Befürchtungen, dass es da hoch zu und her gehen kann und damit auch viel Ruhe genommen wird, haben sich als grundlos erwiesen. Obwohl es wirklich viele Menschen hatte, blieb es immer recht ruhig und "gesittet". Je nachdem, wo man dann wohnen würde, und vielleicht auch näher am Restaurant,  könnte es schon intensiver werden. Das Essen war lecker und auch die Innenräume sehen sehr ansprechend aus. 

Es wuselten und arbeiteten viele junge Menschen im Restaurant. Insgesamt soll Schloss Blumenthal 60 Angestellte haben. Es gäbe hier also auch Arbeitsplätze. 

 

Die Gebäude und der Park

Wohnhäuser für die Gemeinschaftsmitglieder hat es diverse und ein wenig überall verteilt. Alle sind sie schön und haben auch ihre "privaten" Gärten hinten raus. Der "stille" Park gehört zwar zum Hotel, aber es grasen ja auch die Lamas darauf. Weiter hinten ist der Wald dann wieder für die GemeinschaftlerInnen. 

 

Es gibt sogar eine kleine Kirche, in der regelmässig Hochzeiten stattfinden. Einige der BlumenthalerInnen sind selbständig und haben ihr Atelier/Büro neben der Rezeption im Ökonomiegebäue. Sie werden so auch von den Gästen des Restaurants und des Hotels wahrgenommen. 

 

Ein wichtiger Zweig von Schloss Blumenthal ist die Solawi - solidarische Landwirtschaft. Gleich angeschlossen liegen die Felder und ein Treibhaus. Ausserdem soll die Landwirtschaft in diesem Jahr um eine Ziegenwirtschaft inkl. Käserei erweitert werden. Für Veganer bedeutet dies aber wohl ein klares No-Go. 

 

Zwei malerische Teiche liegen einen Katzensprung entfernt, zum Teil schon ein wenig im Wald. Ansonsten ist es ringsherum weitläufig ländlich und quasi frei von anderen Bewohnern, ausser ein paar Biobauern, was natürlich sehr erfreulich ist. 

 

Die orangenen Lichtsäulen ist eine Kunstinstallation aus 144 Stelen und 123 Schwimmwesten des Künstlers Markus Heinsdorff. Mit handgenähten Leuchten aus orangefarbenen Schwimmwesten, die von geretteten Menschen aus dem Mittelmeer stammen, will Heinsdorff an die aktuelle Flüchtlingskrise erinnern. Sie verzaubern den Innenhof abends in ein schönes, wenn auch nachdenklich stimmendes Licht. Dies noch bis Mitte Juli.