Gelebte Praxis kollektiver Weisheit
Eine Befindlichkeitsrunde kann täglich und ganz kurz stattfinden. Sie kann sich aber auch ziemlich ausdehnen, je nach Themen, die da auf den Tisch kommen und wie gross die Bereitschaft der Teilnehmer ist, sich zu zeigen und in die Tiefe zu gehen.
Um es nicht zu einem wilden Durcheinander kommen zu lassen, gibt es einen sogenannten "Redestab". Das kann aber irgendein Gegenstand sein. Wichtig ist, wer den Gegenstand hat, hat das Wort und die anderen hören wirklich zu. Der oder die Sprechende erzählt von sich aus gehend! Es wird reihum gegeben oder in die Mitte gelegt und vor dort genommen („Popcorn-Council“ - dran ist der, die den Impuls hat). Es wird nicht unterbrochen, auch nicht zwischengefragt. Hilfreich ist auch eine Zeitbegrenzung.
Gut ist, eine Anfangsfrage zu stellen, die eine Richtung vorgibt, zum Beispiel, „was ist in mir gerade lebendig – bezogen auf mein Leben, aber besonders auf die gemeinsame Arbeit?“ oder „wie bin ich heute da?“ oder „Was muss ich mitteilen, damit ich gut da sein kann?“
Oft sind darin wichtige Informationen enthalten. Konflikte, die aus Miss-verstehen entstehen, werden reduziert: ich habe ja wahrgenommen, was die anderen bewegt und verstehe so ihre Beweg-gründe besser. Es bringt eine komplentative Grundstimmung in das Treffen; auf einer solchen Basis darf es dann auch mal heiß hergehen, ohne dass es überkocht.
Und: Eine dialogische Runde entspricht unserem tiefen Wunsch nach Ritualen im Miteinander – das Rückgrat einer gesunden Teamkultur. Ermüdend kann das nur dann werden, wenn es wenig Ausdrucksfreiheit im Team gibt, wenn zu viel unausgesprochen ist, oder wenn sich eigentlich kaum jemand für das gemeinsame Tun interessiert, oder wenn die Runde benutzt wird, um persönliche Probleme auszubreiten. Eine Möglichkeit, um dem zu begegnen ist: More of it! Das heißt, längere Dialogformen einzuführen, damit das Eingemachte aufgemacht wird und die gestockte Energie lebendig wird. Manchmal empfiehlt sich eine erfahrene Begleitung oder eine Übungsgruppe oder Fortbildung.
Die wichtigste Voraussetzung aber ist: ich muss ein authentisches, lebendiges und achtsames Klima wirklich wollen!