Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu. Die Jungstare fliegen regelmässig in unsere hohe Tanne, um sich laut zwitschernd zu versammeln, bevor sie weiterfliegen zu ihren Schlafstellen bzw. Futterorten und irgendwann wohl ein grosser Teil Richtung Süden. Schon liegen die ersten herbstlichen Blätter auf der Wiese, die Sonne steht wieder tiefer und das hochsommerliche Action-Feeling hat mit unserem Nachbarsapero einen würdigen Abschluss bekommen.
Schön war es, unsere Nachbarn und auch ein paar Praxisangestellte und Ärzte/innen aus der an unser Haus angeschlossenen Ärztepraxis näher kennenzulernen. Auch für sie war es bestimmt spannend, uns mal näher beäugen zu können. Insgesamt war es ein gelungener Event, auch wenn wir im Jubel/Trubel Hummus und Gurken komplett vergessen hatten. Auch die Bowle war nicht mehr so stimmig, da wir ja drinnen feiern mussten. Aber egal, so sind wir alle ein wenig zusammengerückt, während es draussen aus Kübeln gegossen hat.
Unser Zusammenleben als WG hat in den letzten Wochen Formen angenommen. Wir treffen uns zu regelmässigen Lese- und Austauschrunden zum Buch "Gemeinschaftsbildung" von Scott Peck, welches uns sehr inspiriert und immer wieder für neuen Gesprächsstoff und Bewusstwerdungsprozesse sorgt. Wir üben in wöchentlichen "Befindlichkeitsrunden" uns mitzuteilen, wie es uns geht, und um uns möglichst offen zu zeigen. Ich staune immer wieder aufs Neue, wie sich ein Grundgefühl, welches vorher noch durch kleinere Schwierigkeiten eingetrübt war, sich plötzlich, alleine schon mit dem Akt des Mitteilens, quasi auflöst. Gesehen und uneingeschränkt gehört zu werden ist mehr als nur wohltuend. Es wirkt auf tiefe Weise verbindend.
Um nun aber unser Zusammenleben nicht nur schönzureden, erzähl ich auch ein wenig von den Momenten, die eher schwierig sind. Es sind bei genauerer Betrachtung meist Spiegelungen, die einen nerven. Man erlebt und erkennt, dass man die gleichen Züge wie das Gegenüber hat. Vielleicht ein wenig anders ausgeprägt, aber dennoch entdeckt man sich selbst darin. Ich würde sagen, es ist eine hohe Kunst, dies zu erkennen und anzunehmen. Wir sind auf diesem Weg und üben uns immer mal wieder darin. Aber alles insgesamt, ganz ehrlich, empfinde ich als so reiche Erfahrung! Es sind Erfahrungen, Erlebnisse, Bewegungen, die - wenigstens bis jetzt - mir ein tiefes Gefühl von Freude und Zufriedenheit vermitteln. Auch entsteht durch diese Gespräche mehr und mehr ein Zusammenhalt, der uns letztlich über viele Hindernisse wegtragen wird.
Nun wollen wir ja aber nicht zu dritt bleiben. Im September kommt eine Frau, um zu schnuppern. Und eine weitere Freundin von mir überlegt es sich ebenfalls ernsthaft miteinzuziehen. Inzwischen haben sich auch noch einige weitere gemeldet. Eine neue Internet-Plattform, die wir gefunden haben, scheint fruchtbarer zu sein, als die gehabte. Und das aktuelle Inserat im A-Bulletin bringt weitere Interessentinnen. Leider kaum Männer. Was wir ein wenig schade finden. Aber ich denke, die Hauptsache ist, dass es menschlich stimmig ist. Zu fünft können wir auch schwierigere oder muskelaufwendigere Sachen angehen.
Wir haben uns entschlossen, eine neue Homepage für unsere WG zu erstellen. Es scheint, dass sich der eine und andere auf meiner weitläufigen Homepage, wo ja auch viel von mir persönlich und aus Frankreichzeiten drin steht, verliert. Die neue Webseite heisst www.wohngemeinschaft-libellule.ch. Sie ist schlank gehalten und soll vor allem Facts liefern.
Und so habe ich mich entschlossen, meine Beiträge, die Newsletter oder Fototagebücher, wieder direkt aus meiner "Feder" fliessen zu lassen. Es fühlt sich tatsächlich stimmiger an. Und ich freue mich, dass ich nun auch - so hoffe ich doch - eine übersichtlichere Form der Blogbeiträge gefunden habe. Ausserdem hat die HP einen neuen Look bekommen. Ich hoffe, es gefällt euch!
Im letzten Newsletter habe ich angekündigt, dass ich eine Möglichkeit gefunden habe, mich selbständig zu machen. Nun ist es definitiv und ganz konkret. Purzelbaumschlagend freue ich mich mega, dies nun hochoffiziell verkünden zu können! Am 22.10.22 eröffne ich meinen eigenen Secondhandladen, namens KLEIDERBAR, an der Alleestrasse 23 in Romanshorn! Ich wurde mit Lili, der momentanen Besitzerin dieses Lokals einig. Sie brauchte ein bisschen Zeit, um sich dem bereits in ihr gärenden Gedanken der Aufgabe ihres bald 10 jährigen Ladens, der SICHTBAR, anzunähern. Mitte September kann ich rein und den Laden für meine Zwecke fit machen. Es ist ein Altbau und wird auch irgendwann einmal abgerissen. Das bedeutet eine günstige Miete und relativ freie Hand, was die Ausgestaltung anbelangt.
Also, ab sofort nehme ich gerne eure Altkleider und gebrauchten Accessoires an. Und ich freue mich natürlich jetzt schon auf Besuch in meinen Laden. Ich bin so voller Freude und auch ein wenig stolz! Wer hätte gedacht, dass ich mich noch einmal selbständig mache und etwas eigenes auf die Beine stelle! Also ich nicht!
Nun wünsche ich euch allen einen wundervollen Altweibersommer mit noch vielen sonnigen Tagen!
Silvana